Noch gar nicht lange im Camp und doch hat sich Anna schon abgeschottet und saß nun ganz alleine auf einem Stein bei einem kleinen abgelegenen See, dessen Wasser leichte Wellen schlug. Anna selbst war mit einem Block und einem Stift gewappnet. Auf diesem waren unschwer erkennbar Wörter, die ein Lied zierten, verzeichnet. Mit einem Stift wurde das Blatt immer voller, gleichzeitig schwankte ihr Blick aber auch immer zum Wasser um nachzudenken. Es gab jedoch noch etwas, was ihre Augen einzufangen schien. Hinter einem der Blätter die sich im Block befanden, war ein Bild. Ein Bild auf dessen eine Person war. Genauer gesagt ein Junge, der etwas älter als sie war und sich als ihr Bruder vorstellen konnte - wenn er denn noch da gewesen wäre. Eine ganze traurige Nachricht die Annas Körper, Seele und Herz verschloss. Eine, von der keiner im Camp wusste. Eine von der sie noch immer hoffte, dass sie nicht wahr wäre und doch war sie es. Es passierte vor ein paar Wochen. Er starb. Der Bruder von der blondhaarigen Schönheit ist doch tatsächlich nicht mehr unter den Lebenden und das ist mehr als ein Schock für sie. Ihr Bruder war immer für sie da gewesen und damit auch der einzige in der Familie, da ihre Eltern immer nur mit ihren Streitereien beschäftigt waren. Ihr großer Beschützer hatte sie alleine gelassen. Wer passte jetzt auf sie auf? Auch wenn Anna eigentlich eine selbstständige Person war, so schmerzte es doch mehr als alles andere und das klang nicht nach ein paar Wochen ab. Besonders da sie sich die Schuld dafür gab, bloß weil er sie von einer Party abholen wollten und irgendwelche Idioten einen Unfall verursachten indem er ohne Schuld geriet. Sie konnte jedoch nicht die Schuld auf die anderen schieben, sonder lediglich auf sie selbst - sie war jetzt ohne hin und wusste nicht wie es weitergehen sollte. Denn egal wie oft sie aufsteht, etwas macht und sich auch ablenken mag, der Schmerz findet den Weg zurück. Nun war sie im Camp und es holte sie trotzdem alles ein oder gerade deswegen. Geplant war es mit ihrem Bruder hier zu sein, ihre zweite Hälfte. Mit ihm zusammen wollte sie das Camp rocken. Das sie jetzt noch hier war war seinetwegen. Sie liebte es zu singen, doch jetzt stand sie hier, um ihren Bruder zu beeindrucken. Allerdings auch um von daheim wegzukommen, wo sich ihre Eltern noch immer stritten, wenn sie auch verletzt waren, doch sie hielt das einfach nicht auf. Sie musste nun alleine damit fertig werden. So war sie also im Camp und eigentlich wollte sie nicht nur Trübsal blasen, sondern ihn stolz machen und das tat man nicht, in dem man herumsaß und nichts tat, denn das Lied würde sie niemals öffentlich singen. Doch überkam sie ein Moment der Schwäche, nachdem jeder sich hatte vorstellen sollen und auch wenn ihr das sonst leicht fiel wie sonst was, so wagte sie es nicht zu erzählen was geschehen war. Die Erzählungen anderer mit ihren Geschwistern versetzte ihr einfach einen Stich ins Herz. Das es begann zu regnen vernahm Anna kaum wahr, so Gedankenverloren war sie. Ob wohl einer noch wieder die ehrliche glückliche Seite von ihr zu gesehen bekam? Die, wo sie ausgelassen lachen konnte?